Rund 100 Personen haben sich am 27. Mai in der Levetzowstraße in Moabit versammelt. Sie protestierten gegen den Judenhass, der sich in den letzten Monaten immer mehr Bahn bricht und sich als „Israelkritik“ tarnt – was immer das auch sein soll. Denn statt Kritik am harten Vorgehen der israelischen Militärs in Gaza wird gegen „die Zionisten“ gehetzt und die Vernichtung des Staates Israels gefordert. Dem einzigen Staat weltweit, in dem Jüdinnen und Juden einigermaßen sicher sind.
Auch in Berlin gibt es immer wieder und immer öfter Angriffe gegen jüdische Menschen und Einrichtungen, Brandanschläge, Bedrohungen sowie offen antisemitische Aktionen auf den Straßen und in den Universitäten der Stadt.
In Moabit gab es in den letzten Monaten mehrmals antisemitische Übergriffe, darunter Brandanschläge auf eine Ausstellung zur jüdischen Geschichte des Krankenhauses Moabit sowie das Rathaus Tiergarten. Vor zwei Wochen wurde das Deportationsmahnmal in der Levetzowstraße mit Sprüchen beschmiert. Dies nahmen mehrere Gruppen zum Anlass, heute eine Protestkundgebung gegen diesen Judenhass abzuhalten.
VertreterInnen des „Antifaschistischen Bündnisses zum Gedenken an die November-Pogrome in Berlin“, der VVN/BdA und des Vereins „Sie waren Nachbarn“ hielten Beiträge, in denen auf die neue Qualität des Judenhasses hingewiesen wurde.
Thomas S. vom Verein „Sie waren Nachbarn“ wies zudem auf die Situation der Zivilisten in Gaza hin, die genauso unter dem Terror der Hamas leiden, wie jetzt auch unter den Angriffen der israelischen Armee.
Die Sprecherin der VVN/BdA zog eine Linie des Antisemitismus von 1945 bis heute. Angriffe auf Mahnmale haben die Funktion, die Vergangenheit vergessen zu machen. Gleichzeitig wird Israel als neuer Nazistaat bezeichnet. Diese Argumentation ist purer Judenhass.
Dass dieser Antisemitismus viele Gesichter hat, nicht nur bei Neonazis und Islamisten, sondern auch in der Linken, beklagte der letzte Sprecher. Er hielt eine sehr persönliche Rede, in der er seine ernüchternden Erfahrungen mit Menschen darstellte, die sich selbst als antifaschistisch bezeichnen. Nach dem Terrorangriff vom 7. Oktober verhielten sich viele von ihnen jedoch passiv, anstatt sich klar auf Seiten der Menschen in Israel zu stellen. Auch bei Angriffen und Krawallen z.B. in Berliner Universitäten, in denen jüdische StudentInnen sich nicht mehr sicher fühlen können, gibt es kaum praktische Solidarität.
Es ist jetzt eine Zeit, in denen sich AntifaschistInnen nicht nur theoretisch gegen Judenhass wenden dürfen. Viele jüdische Menschen sind heute direkt bedroht. Sie brauchen eine praktische, unmittelbare Unterstützung!
Vor allem sind sie nicht dafür verantwortlich, dass das Militär Israels oft unverhältnismäßig hart gegen die Zivilbevölkerung von Gaza vorgeht. Kritik daran ist nötig und wichtig – aber sie darf kein Vorwand sein, um den eigenen Judenhass auszuleben.