Ausstellung: Versteckt in Moabit

Wie in jedem Jahr bestückt unsere Initiative auch in diesem November den Schaukasten vor dem Rathaus Tiergarten in der Turmstraße. Das Thema der kleinen Ausstellung ist diesmal „Stille Helden – Versteckt in Moabit“. In mindestens 37 Häusern wurden Jüdinnen und Juden vor dem Zugriffe der NS-Verbrecher versteckt. Manche von ihnen überlebten, andere wurden verraten oder entdeckt und starben im Holocaust.
Im Schaukasten werden einige dieser Schicksale vorgestellt. Darunter auch das Haus in der Emdener Straße, in dem fast alle Mieter von dem Versteck wussten und schwiegen.

36 Verstecke in Moabit sind bekannt, vermutlich gab es aber noch mehr. Vier verschiedene Verstecke sind in der Ausstellung ausführlicher dargestellt mit Biografien von Versteckten und Helfern, mit Fotos der Häuser heute, einige Geschichten sind genauer erzählt. Viele Kiezbewohnerinnen und Kiezbewohner zeigten Interesse, blieben stehen und lasen die Texte, obwohl sie leider bei der früh einsetzenden Dunkelheit nicht mehr so gut zu erkennen waren.

Hauptquelle dieser Ausstellung ist das Buch „Versteckt in Tiergarten. Auf der Flucht vor den Nachbarn. Gedenkbuch für die im Bezirk in der Zeit des Nationalsozialismus Untergetauchten“ von Kurt Schilde, Ezra BenGershom, Förderverein für das Heimatmuseums Tiergarten u.a., 1995 im Weidler Verlag erschienen und schon lange vergriffen. Die Dorotheenstädtische Buchhandlung besorgt immer mal wieder gebrauchte Exemplare. In der Bruno-Lösche-Bibliothek und auch in der kleinen Nachbarschaftsbibliothek des B-Ladens in der Lehrter Straße kann das Buch ausgeliehen werden.

Wir möchten hier einige Texte zur Verfügung stellen:

In der Zeit des Nationalsozialismus (1933 -1945) wurden Menschen jüdischer Herkunft verfolgt und ermordet. Um den Transporten in den Tod zu entkommen, blieb ihnen zuletzt nur der Weg in die Illegalität. Die zum Untertauchen Gezwungenen lebten ständig mit der Gefahr der Entdeckung. Wer dieser Gefahr entgehen konnte, lebte bis zur Befreiung durch Soldaten der Roten Armee im April/Mai 1945 meist unerkannt in Berlin. Die meisten, die sich in dieser Stadt vor der Verschleppung versteckten, versuchten ein möglichst normales Alltagsleben vorzutäuschen. Sie verbargen ihre Identität, obwohl sie sich in der Öffentlichkeit bewegten.
Dies konnte nur gelingen, wenn sich mutige Leute fanden, die sie mit Lebensmitteln, Quartier und Dingen des täglichen Bedarfs, in Ausnahmefällen sogar mit falschen Papieren versorgten. Wer versteckt lebende Verfolgte unterstützte, riskierte viel. Wer half, dem drohte die Einweisung in Konzentrationslager mit Zwangsarbeit, Hungertod oder Erschießung. Die Menschen, die den Geflohenen halfen, handelten oft im Bewusstsein, bei der Entdeckung dem sicheren Tod ausgeliefert zu sein. In Berlin waren es wenige Tausend, in einer Stadt mit damals 4,3 Millionen Einwohnern.
Über die verschiedenen Beweggründe der einzelnen Helferinnen und Helfer wissen wir nur wenig. Sie sind in der Regel nicht befragt worden. Die meisten „stillen Helden“ sind nur aus Aktenüberlieferungen bekannt. Viele wurden zu Rettenden, weil sie von Verfolgten oder anderen Helfenden gezielt um Unterstützung gebeten wurden. In einigen Fällen war es eine enge Bindung (Freundschaft oder Verwandtschaft) die Menschen zum Helfen bewog. Es gab aber auch solche, die unbekannte Menschen bei sich aufnahmen. Sie hatten die Untergetauchten nie zuvor gesehen. Weltanschauliche und politische Motive waren ebenso von Bedeutung wie spontanes Mitgefühl. Die Helferinnen und Helfer konnten die Angst um die eigene Person und ihre Familie sowie die berechtigte Furcht vor der Gestapo überwinden. Neben humanitären waren es auch politische Motive, die sie mit den Verfolgten solidarisch sein ließen. Manche hatten selbst unter dem Regime gelitten. Oft waren gerade sie es, die mehrere Verfolgte in ihren Wohnungen aufnahmen und so ein kleines, privates Hilfswerk aufbauten.
Man nennt sie „stille Helden“, denn es war für sie überlebenswichtig, dass ihr Verhalten unentdeckt blieb. Auch nach Kriegsende machten die meisten kein Aufhebens um ihre Taten. So sind sie längst vergessen, wenig erinnert an sie. Aber sie haben bewiesen, dass es nicht nur die mitlaufende Masse gab, die lieber wegschaute, sondern auch Menschen, die den Verfolgten halfen. Rund 700 Namen von Helferinnen und Helfern sind bekannt, davon auch ein Teil hier aus Moabit. Die heutigen Bewohner wissen nicht, was vor etwa 75 Jahren in ihren Wohnungen an Tragödien, aber auch an Heldentaten geschehen sind. Heldentaten, die Menschen das Leben retteten.
Diese Ausstellung soll an die „stillen Helden“ von Moabit erinnern. Sie soll daran erinnern, dass es Menschen gab, die sich trotz aller Risiken und persönlichen Verzichts für Verfolgte einsetzten.

Helene von Schell versteckt die vierköpfige Familie Foß in ihrer Wohnung in der Waldstraße 6

Die Eltern Hans und Margot, die drei Söhne Peter, Werner und Harry lebten in der Charlottenburger Pestalozzistr. 10, sie besuchten 100 Meter weiter die nahe Synagoge. Die Kinder gingen erst dort in die Schule, nach der Pogromnacht von 1938 in die Jüdische Schule (Sigmundshof 11) im Hansaviertel sowie in der Wilsnacker Str. 3 in Moabit. Emma Sittner, die Großmutter väterlicherseits, betrieb ein Lokal und ein Café an der Ecke Levetzowstr. 20 / Jagowstraße. Die Kneipe wurde vor allem von Kommunisten und Sozialdemokraten besucht.
Schon bald nach der Machtübergabe an die Nazis 1933 wurde in der Familie das Thema Emigration diskutiert. Die Eltern wollten jedoch nicht nach Palästina auswandern, obwohl sie die Möglichkeit dazu hatten. Eine bereits dort lebende Tante hatte ein entsprechendes Zertifikat für sie besorgt. Peter Foß erinnerte sich später an den Ausspruch des Vaters: „In die Wüste gehen wir nicht.“ Nur der älteste Sohn Peter siedelte im Jahr 1939 um.
Im Juli 1942, als die Deportationen längst begonnen hatten und die Entrechtung der jüdischen Bevölkerung bereits das Leben extrem beeinträchtigte, erhielt die ebenfalls in dem Haus lebende Großmutter mütterlicherseits ihre Aufforderung zur Deportation. Werner Foß erinnert sich: „Als meine Großmutter 1942 deportiert wurde, habe ich ihre Koffer getragen. Wir haben nie wieder was gehört von ihr.“ Nur wenige Monate später sollte auch der Rest der Familie deportiert werden, sie erhielten am 30. November 1942 den Bescheid, dass sie sich am kommenden Tag zur Abholung bereithalten sollten. Die Eltern mit ihren beiden verbliebenen Söhnen Werner und Harry kamen erst am Abend in der Wohnung zusammen. Zufällig war Helene von Schell anwesend, eine Bekannte des Vaters. Die 39-Jährige war Sekretärin bei Krupp und wohnte allein in der Waldstr. 6 in Moabit. Als sie von dem Schreiben hörte, sagte sie sofort: „Ihr geht da nicht mit. Ich nehme euch mit zu mir.“ Sie packten ihre Koffer und verließen noch am gleichen Abend ihre Wohnung.
Im Vorderhaus, 3. Etage, gab es nur ein Zimmer sowie eine große Küche. Die Toilette war außerhalb der Wohnung. Die Familie schlief nun die nächsten mehr als zwei Jahre in diesem Zimmer. Frau von Schell hatte ein Bett in der Küche, räumlich etwas abgetrennt. Direkt neben der Wohnung lebte mit dem Schlosser Max Seeliger ein Funktionär der NSDAP. Wenn er zuhause war, musste die Familie leise sein und durfte möglichst nicht auf die Toilette gehen. Seine Frau Bertha dagegen wusste Bescheid, durfte zuhause aber nicht darüber sprechen, weil ihr Mann ein überzeugter Nazi war. Überhaupt lebten damals in dem Haus sehr viele Parteimitglieder. So war es immer ein Risiko, wenn die Versteckten die Wohnung verließen.
Harry Foß: „Wenn es mal klingelte und es nicht das verabredete Klingenzeichen war, haben wir uns natürlich versteckt. Mein Bruder und ich verschwanden im Kleiderschrank, mein Vater hinter dem Ofen und meine Mutter blieb in der Wohnküche, als Besuch.“ Die Familie hatte bald kein Geld mehr und keine Vermögenswerte. Und auch Lebensmittelkarten konnten sie als Illegale nicht bekommen.
Da erinnerte sich der Vater an drei Geschwister, die er einst im Café seiner Mutter kennengelernt hatte. Die drei Brüder und eine Schwester betrieben eine Kohlenhandlung in der Weddinger Wiesenstraße und dort konnte er von nun an arbeiten. Er lieferte auch die Kohlen aus und in manchen Geschäften erhielt er nicht nur Trinkgeld, sondern auch Naturalien wie Brot oder mal Wurst. Auch die Mutter und die beiden Kinder konnten außerhalb etwas dazuverdienen, Harry und Werner zum Beispiel als Boten, Mutter Margot reparierte Hüte von wohlhabenden Frauen. Natürlich war es ein großes Risiko, auf den Straßen unterwegs zu sein, es konnte jederzeit zu Kontrollen kommen. Eines Tages war die Mutter mit einem Kunden unterwegs, einem Polizeioffizier, der ihre wahre Identität nicht kannte. Am Nollendorfplatz gerieten sie in eine der Kontrollen. Sie konnte natürlich nicht ihre Kennkarte herausholen, auf der deutlich vermerkt war, dass sie Jüdin war. Offenbar war der Mann etwas in sie verliebt und stellte sie als seine Frau vor, so durfte sie ohne Probleme weitergehen.
Im Haus lebte noch das ältere Ehepaar Mühlpford, das von dem Versteck wusste, dies aber weder Helene von Schell, noch der Familie sagte. Aber sie zwackten immer wieder große Teile ihrer Brotmarkenration ab, um die Versteckten zu unterstützen. Außer der Familie Foß lebten in den letzten Monaten bis zur Befreiung noch bis zu vier weitere Menschen illegal in der Wohnung, hauptsächlich jüdische Bekannte von Frau von Schell. Als die sowjetischen Soldaten die Waldstraße einnahmen und auch das Haus Nummer 6 durchsuchten, erzählten ihnen die Foß-Jungs, dass sie dort als Juden versteckt wurden. Als Beweis mussten sie ein hebräisches Gedicht aufsagen und die Hosen runterlassen, ob sie auch wirklich beschnitten waren. Zum Dank, dass niemand im Haus sie verraten hatten, behaupteten sie, dass alle Mieter damals Bescheid gewusst hatten.
Die Familie blieb nach der Befreiung in dem Haus wohnen. Die Söhne zogen einige Jahre später aus, der Vater starb 1969 und als die Mutter 1980 in ein Altenheim zog, war sie bereits die letzte Mieterin, die noch aus der Zeit der Naziherrschaft in dem Haus gewohnt hatte.

Familie Weinberg, Emdener Str. 52 und 54, Salzwedeler Str. 7

Auch so etwas gab es: Acht Monate lang versteckte sich eine Familie in der eigenen Wohnung, ohne dass sie von anderen Hausbewohnern verraten wurde. Channa und Felix Weinberg waren 1920 nach Berlin gezogen und bekamen hier drei Töchter. Sie lebten zusammen in der Emdener Str. 54. Als Felix 1931 starb, eröffnete seine Witwe an der Ecke Waldstraße/ Turmstraße einen Lebensmittelladen. So lernte sie viele Nachbarn und andere Geschäftsleute aus der Gegend kennen. 1938 emigrierte die älteste Tochter Sure nach England. Im November desselben Jahres wurde während der Pogromnacht am 9. November das Geschäft geplündert, zerstört und behördlich geschlossen. Damit hatten Channa und ihre Töchter kein reguläres Einkommen mehr.
Das illegale Leben begann am 26. Februar 1943. Ein Freund warnte sie, dass für den kommenden Tag die sogenannte „Großaktion Juden“ geplant war, die später als Fabrikaktion bezeichnet wurde. An diesem Tag wurden in Berlin etwa 8.000 Juden und Jüdinnen an ihren Arbeitsplätzen verhaftet und bis zu ihrer Deportation an sechs Sammelpunkten eingesperrt. Die Weinbergs gingen verschiedenen illegalen Beschäftigungen nach, blieben aber aufgrund der Warnung an diesem Tag zuhause. Da sie dort als Jüdinnen bekannt waren, mussten sie damit rechnen, bald von Nachbarn verraten zu werden. Trotzdem beschlossen sie, vorerst in der Wohnung zu bleiben, sich aber nach außen hin „unsichtbar“ zu machen. Einige Nachbarn unterstützten die Familie direkt. […] Der Hausbesitzer Pudewill erließ ihnen die Miete.
Amalie Weinberg erzählte später, dass sie so viel Unterstützung bekamen, dass sie anderen Verfolgten mit Lebensmitteln helfen konnten. Einige von denen schliefen manchmal in der Wohnung, sie erhielten mit einem speziellen Klopfzeichen Zutritt. Der Mann jedoch, der am Abend des 23. Oktober 1943 klopfte, suchte keine Hilfe. Obwohl er selbst Jude war, arbeitete er für die Gestapo. Die Mutter kannte ihn noch von früher, wusste aber nicht, dass er sie verraten wollte. Als er der Familie drohte, sie mitzunehmen und an die Gestapo auszuliefern, konnten die beiden Töchter aus der Wohnung fliehen. Die Mutter schraubte die Stromsicherungen heraus, ließ ihn in der dunklen Wohnung zurück und schloss die Tür hinter sich ab. So konnten alle Drei fliehen.
Mutter und Töchter versteckten sich zuerst bei Grete Grzeda zwei Häuser weiter. Channa blieb für längere Zeit dort. Dora kam bei dem illegalen Juden Iser Wejngardt in der Salzwedeler Str. 7 unter, der dort bereits mit anderen in einer Ladenwohnung lebte. Weniger Glück hatte Amalie Weinberg. Zwar fand sie kurze Zeit Unterkunft in der Wohnung eines Ehepaars in der Lübecker Str. 28, musste dort aber wieder ausziehen und geriet an Menschen, die sie ausnutzten und bis zu 16 Stunden am Tag für sich arbeiten ließen. Schließlich konnte sie aber mit in die Wohnung in der Salzwedeler Straße ziehen, wo sie mit ihrer Schwester bis zur Befreiung lebte. Auch Channa Weinberg musste die Wohnung von Grete Grzeda verlassen, denn diese wurde aufgrund der Bombenangriffe evakuiert. Ihre Tochter Amalie hatte den jüdischen Kommunisten Heinz Sandelowski kennengelernt, der mittlerweile in Schulzendorf, südlich von Berlin, untergetaucht war. Sandelowski vermittelte der Mutter ein Versteck in Schulzendorf, wo sie bis zur Befreiung leben konnte.
Im August 1945 heirateten Amalie Weinberg und Heinz Sandelowski. Vorübergehend bezogen sie ein Haus in Schulzendorf, siedelten dann aber zusammen mit der Mutter wieder nach Moabit um, in die Emdener Straße 8. Ende der 1940er Jahre zogen erst Amalie und Heinz in die USA, danach Dora und schließlich folgte die Mutter Channa.

Familie Zenk, Alt-Moabit 21-22

Helene und Leopold Zenk betrieben im Haus Alt-Moabit 21-22, Ecke Wilsnacker Straße eine Fleischerei. Die beiden lebten in der Wohnung darüber. Mehrmals versteckten sie verfolgte Juden in ihrer Wohnung, für einige Wochen oder sogar Monate, die dann in andere Verstecke „weitergereicht“ wurden. Vermittlerin dabei war Alwine Weiß aus der Kirchstraße 9. Dem Sohn Erwin Zenk waren nach dem Krieg noch die Namen zweier Männer bekannt, ein Fotograf Böhm sowie ein Herr Marcuse. Die Überlebenden Siegfried Baruch und Malchen Samuel schickten 1945 Dankesbriefe an die Zenks.
Das Ehepaar Weissmann fand bei den Zenks vom 29. November bis zum 16. Dezember 1943 Unterschlupf. Ihre Geschichte soll hier erzählt werden: Morris und Charlotte Weissmann kamen aus Hildburghausen (Thüringen) und ihnen gehörte ein Warenhaus. Von 1910 bis 1934 führten sie den Laden, dann mussten sie dem Druck der Nationalsozialisten weichen, so dass sie 1936 nach Berlin kamen, und in der Melanchthonstraße 18 wohnten. Am 27. Februar 1943 versuchte die Gestapo, das Ehepaar zu verhaften. Durch einen zweiten Ausgang konnten beide aus der Wohnung fliehen, doch von nun an mussten sie sich verstecken. Für einige Monate nahm sie der Drogist Richard Purps in der Melanchthonstr. 8 bei sich auf, danach Gertrud Lewandowski im Hansaviertel. Als deren Haus am 22. November 1943 durch einen Fliegerangriff zerstört wurde, mussten die Weissmanns wieder fliehen. Auf der Suche nach einem Versteck wurde Morris Weissmann in der Calvinstraße erkannt, eine Menschenmenge jagte ihn durch die Straßen, bis er in der Thomasiusstraße gestellt wurde. Sie prügelten mit Fäusten und Knüppeln auf ihn ein. Weissmann wurde in die Polizeiwachen Kirchstraße, dann Paulstr. 17 und schließlich in die Stephanstr. 16 gebracht. Über mehrere Stationen landete er in der Sammelstelle in der Großen Hamburger Straße. Währenddessen war Charlotte Weissmann auf der Suche nach ihrem Mann an das Fleischer-Ehepaar Zenk geraten. Sie verständigten sich darauf, dass sie bei ihnen unterkommen konnte. Morris Weissmann gelang die Flucht aus dem Sammellager. Wie er an die Fleischer Zenk kam, ist unbekannt. Jedenfalls wurde auch er aufgenommen und konnte sich einige Wochen mit seiner Ehefrau dort verstecken. In dieser Zeit wurden sie auch von Margarete Schilling aus der Melanchthonstr. 14 und Helene Scholz aus der Thomasiusstr. 19 unterstützt. Bald darauf gelang es ihnen, sich nach Rangsdorf durchzuschlagen und sich dort bis zum Ende der Diktatur zu verstecken. Später erfuhren sie, dass ihre gesamte Familie von den Nazis getötet worden war, auch ihre beiden Söhne wurden in Auschwitz und Theresienstadt ermordet. Nach der Befreiung zog das Ehepaar Weissmann wieder nach Moabit, in die Bochumer Str. 17. Morris Weissmann wurde Geschäftsführer von Karstadt.
Einige Tage nach der Befreiung, als die ersten Vergewaltigungen durch russische Soldaten bekannt wurden, versteckte Helene Zenk auch fünf oder sechs Frauen vor ihnen. Im Nachbarhaus befand sich zudem die Musikalienhandlung von Hilde Bornemann, die über ein Jahr lang die Jüdin Käte Bermann versteckte.

Dr. Mohammed Helmy und Anna Boros, Krefelder Straße 7

Die vierte Geschichte des ägyptischen Arztes Mohammed Helmy aus der Krefelder Straße 7 und Anna Boros wurde schon an anderer Stelle bei MoabitOnline erzählt. Zwei Bücher sind 2017 dazu erschienen, die auch in der Vitrine auslagen: „Der Muslim und die Jüdin. Geschichte einer Rettung in Berlin“ von Ronen Steinke und die Biografie über Mod Helmy von Igal Avidan, aus der der Autor am 27. Januar 2018 um 18 Uhr in der Dorotheenstädtischen Buchhandlung lesen wird.